Fünf Kopflos-Minuten und die fehlende führende Hand

17.10.2023 13:40

Nach starkem Start geben die Eulen das Montagabend-Spiel in Lübeck aus der Hand, vergeigen eine Drei-Tore-Führung durch Abwehrschwächen, durch fehlende Paraden bei Distanzwürfen und vorschnelle Würfe. Das spielt dem starken VfL-Rückraum genauso in die Karten wie gruselige technische Fehler und fatale Fehlpässe. Die Eulen machen den 3:0-Lauf der Gastgeber, die zwischen der 33. und 36. Minute auf 18:14 aufstocken, mit großer Moral fast wett und scheitern letztlich an den eigenen Unzulänglichkeiten: Vor 1545 Zuschauern gewinnt der VfL Lübeck-Schwartau gegen die Eulen Ludwigshafen 31:28 (15:14). Nach drei Niederlagen in Folge sind die Eulen mit 6:8 Punkten nun Zweitliga-Elfter. Am Samstag (18 Uhr, live bei Dyn) kommt der Tabellensiebte HSG Nordhorn-Lingen, der 8:6 Punkte hat, in die Friedrich-Ebert-Halle nach Ludwigshafen. „Wir müssen nach drei Niederlagen in Folge noch enger zusammenrücken“, fordert Eulen-Coach Johannes Wohlrab. „Wir waren spielerisch die bessere Mannschaft“, urteilt der Coach, der aber „fehlende Cleverness und Abgezocktheit“ moniert. Wohlrab, der die Fünf-Kopflos-Minuten kurz nach dem Seitenwechsel kritisiert: „Wir haben zu viel liegen gelassen, treffen mitunter unüberlegte Entscheidungen. Da fehlt die beruhigende und führende Hand, einer, der das Spiel an sich reißt!“

GASTGEBER FÜHREN ZUR PAUSE KNAPP

Žiga Urbič startete im Eulen-Tor, was sicher auch der Tatsache geschuldet war, dass Kollege Mats Grupe gerade erst wieder das Krankenbett verlassen hatte. Urbič hatte gleich in der 1. Minute eine starke Parade gegen Rechtsaußen Finn Kretschmer. Nach einem Fehlversuch von Kian Schwarzer warf Alexander Falk die Eulen in Führung – 1:0. Es ließ sich gut an für die Ludwigshafener, zumal Urbič in der 4. Minute auch gegen Kreisläufer Carl Löfström stark parierte. Mex Raguse, an alter Wirkungsstätte mit freundlichem Applaus begrüßt, verdiente sich zunächst als kluger Zuspieler. So traf Schwarzer nach Raguse-Pass zum 6:5 für die Eulen (10.), Max Haider erhöhte nach Raguses Zuspiel auf 7:5 (12.). Dann scheiterte Schwarzer zwar vom Siebenmeterstrich an Conrad, holte aber sofort den nächsten Siebenmeter heraus, den Tim Schaller verwandelte: 8:5. Nach Žiga Urbičs vierter Parade in Minute 18 gegen Linksaußen Jan-Eric Speckmann erarbeitete Raguse einen weiteren Siebenmeter, den Schaller nutzte: 10:7 – plus 3 für die Eulen. Mit satten Durchbrüchen aber hielten der herausragende Halbrechte Janik Schrader und der nicht weniger effektive Mittelmann Vojtech Patzel den VfL im Spiel. Es sah gut aus, als Jannek Klein, der sich über zahlreiche Fans aus seinem Heimatdorf Schülp freuen durfte, auf 12:9 für die Eulen stellte (23.). Schraders Anschlusstreffer versuchte Tom Bergner postwendend zu beantworten – der Ball aber verfehlte das leere Tor (24). Dann bot sich Alex Falk die Riesenchance, aber Paul Dreyer, der Nils Conrad nach 23 Minuten im Tor abgelöst hatte, parierte. Dreyer ließ weitere 14 Paraden folgen und wurde mit einer Fast-50-Prozent-Quote zu einem spielentscheidenden Faktor. Das Spiel stand mehr und mehr auf der Kippe. Noch zweimal führten die Eulen. Zunächst durch Max Haider (13:12, 27.), dann durch Mex Raguses kunstvollen Heber (14:13, 28.). Wohl hatte Urbič seine fünfte Parade gegen Löfström, aber durch technische Fehler luden die Eulen Patzel zum Ausgleich und Löfström zur Pausenführung ein: Lübeck war nach 30 Minuten vorne: 15:14.

GLÜCK? PECH? FEHLERHAFT!

Zu Beginn der zweiten Halbzeit boten sich den Eulen drei Chancen zum Ausgleich, aber Raguse traf nur die Torlatte, Schaller unterlief ein technischer Fehler, dann scheiterte der Linksaußen mit einem Tempogegenstoß an Teufelskerl Dreyer. Die Folge: Patzel erhöhte auf 16:14, Schrader traf zum 17:14, Ole Hagedorn stellte auf 18:14. Nach Haiders 15:18 und einem Pfostenschuss Patzels kämpften sich die Eulen wieder heran. Tim Schaller, der alle seine fünf Siebenmeter verwandelte, verkürzte: 16:18. Falk und Schwarzer, von Raguse perfekt bedient, trafen: 18:19 (39.). In der gleichen Minute löste Mats Grupe Žiga Urbič, der nach der Pause keinen Ball mehr zu greifen bekam, ab. Der VfL setzte sich ab. Max Haider vergab in der 42. Minute beim Stand von 19:22. Es war Haiders einziger Fehlversuch. Er machte 5 von 6. Aber Schwarzer und Raguse brachten die Eulen nochmals heran, Lübeck führte nur noch knapp: 22:21 nach 44 Minuten. Eine Stärke des VfL war die schnelle Reaktion auf ein Gegentor bei der 7:6-Taktik der Gäste. So trafen die hellwachen Paul Skorupa (2) und Jasper Bruhn ins leere Eulen-Tor. In der 49. Minute vergab Schrader erstmals eine Chance, Grupe parierte klasse und der oft unglücklich agierende Sebastian Trost verkürzte (24:25). Beim Stand von 24:26 traf Schwarzer (4 von 7) nur den Pfosten. Die Eulen kamen dank Raguses Können und Übersicht dennoch wieder heran. Raguses Quote (4 von 8) war nicht optimal, aber als Passgeber und Vorarbeiter war der Halblinke top. So erarbeitete der Ex-Lübecker auch den Siebenmeter, den Schaller zum 25:27 verwandelte (52.) und servierte für Haider, der auf 26:27 verkürzte (53.). Alles war möglich, nachdem Grupe drei Paraden in Folge hatte (54., 55., 58.). Jannek Klein wollte es nun zwingen, vergab aber zwei Ausgleichschancen (55., 57.). „Ich weiß nicht, vielleicht wollte ich zu viel, vielleicht war’s der Kopf“, haderte der Linkshänder. Die Folge der vertanen Chancen: Patzels 28:26 (58.). Dann bot sich Raguse die Chance – vorbei. Das nutzte Einar Nickelsen zur Drei-Tore-Führung des VfL (29:26, 59.). Kleins 27:29 – nur ein Hoffnungsschimmer. Am Ende jubelt Lübeck: 31:28!

ERNÜCHTERUNG PUR

„Ernüchternd so zu verlieren“, haderte Torhüter Mats Grupe nach der vermeidbaren Niederlage. „Das Spiel konnte noch kippen“, trauerte auch Co-Trainer Andrej Kogut den vergebenen Möglichkeiten nach. Kogut: „Heute haben wir auch durch zu viele individuelle Fehler verloren.“ „Wir kommen gut ins Spiel, haben das Spiel in Griff, sind in der ersten Halbzeit die klar bessere Mannschaft“, sagt Trainer Joh Wohlrab und hadert mit den eigenen Unzulänglichkeiten, die der Mannschaft das Genick brachen.

Quelle: PM Eulen Ludwigshafen

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