MT verkauft sich teuer

25.03.2010 8:46
Am Mittwoch-Spieltag in der TOYOTA-Handball-Bundesliga verlor die MT Melsungen beim VfL Gummersbach nach ausgeglichener erster Halbzeit (15:15) mit 30:34. Die 1.705 Zuschauer in der Eugen-Haas-Halle, darunter Bundestrainer Heiner Brand, sahen eine gutklassige und schnell geführte Partie. Im Hinspiel hatte die MT Melsungen in eigener Halle noch eine 23:32-Packung bezogen. Entsprechend groß war der Respekt vor den in dieser Saison stark aufspielenden Gummersbachern. Erst recht, weil man ohne Anusic, Vuckovic und Junillon ins Oberbergische gereist war. Demgegenüber war beim VfL Spielmacher Szilagyi wieder dabei; Steffen Fäth, der dritte Halblinke, musste gar auf der Tribüne Platz nehmen. So gehörte die Anfangsphase erwartungsgemäß den favorisierten Hausherren. Nach einem Missverständnis zwischen Tellander und Sanikis, kurz nach dem Anwurf, luchste Zrnic den beiden den Ball ab und lochte bereits nach 12 Sekunden zum 1:0 ein. Im Gegenzug holte der nur aufgrund eines Fouls zu bremsende Stojanovic einen Strafwurf heraus, der von Karipidis zum Ausgleich verwandelt wurde. Der VfL reagierte durch Tore von Gunnarsson und Zrnic (per Strafwurf) und ging mit 3:1 nach vorn (3. Min.). Für seine Hintermannschaft hatte sich Gummersbachs Trainer Hasanefendic eine sehr offensive Variante ausgedacht, auf die sich die MT aber schnell eingestellt hatte. Schon nach rund 8 Minuten beorderte der VfL-Coach die beiden “Indianer” wieder zurück an den Kreis. Wohl auch, weil sich seine Truppe nicht mit mehr als zwei Toren abzusetzen vermochte. Denn obwohl sich die MT einige technische Fehler erlaubte, blieb sie dank eines spielfreudigen Stojanovic dem VfL auf den Fersen. Der Melsunger Regisseur machte den Ball schnell und davon profitierten seine Nebenleute. Beim 9:6 (14.) sah es so aus, als würde Gummersbach langsam Oberwasser gewinnen. Doch deren aufkeimende Hoffnungen zerstob Stojanovic mit einem sehenswerten Unterarmwurf zum 9:7. Und als im folgenden Angriff eine druckvolle Ballstafette von Rechtsaußen Karipidis mit dem Anschlusstreffer zum 9:8 (15.) abgeschlossen wurde, waren die Gastgeber gewarnt. - Aber nicht eingeschüchtert. Denn Vukovic antwortete mit dem 10:8. MT-Trainer Zinglersen legte per Team Timeout einen Spielstopp ein und gab gezielte Instruktionen an seine Schützlinge. Sie sollten weiterhin Geduld bewahren und über bestimmte Spielzüge den Gegner unter Druck setzen, war über die TV-Mikrofone zu hören. Wenn es anschließend auch ein paar Minuten dauerte, aber die Anweisungen fruchteten. Gummersbach legte zwar zum 12:9 (20.) vor, aber dann kam die wohl stärkste Phase der MT. Stojanovic, Vasilakis und Danner, der zwischenzeitlich für Klitgaard den Kreis besetzt hatte, erzwangen das 12:12. Selbst als Danner danach eine Zweiminutenstrafe absitzen musste, wirbelte die dezimierte MT munter weiter. Torwart Kelentric schickte Tellander auf die Reise, Tempogegenstoß, 12:13! Vasilakis erspitzelte eine Gummersbacher Abgabe, Tempogegenstoß, 12:14. Die Gummersbach bekamen ihr kurzzeitig einsetzendes Nervenflattern wieder in den Griff. Auf Rechtsaußen wurde Zrnic in Wurfposition gebracht und der vollendete mit herrlichem Dreher zum 13:14. Auch auf der anderen Seite gab es postwendend eine Aktion zum Zungeschnalzen, als Sanikis bei drohendem Zeitspiel nach listiger Wurftäuschung auf 13:15 (25.) stellte. Der Vorsprung hätte sogar noch weiter ausgebaut werden können, wenn Stojanovic mit einem artistischen Drehsprungwurf nicht an seinem Namensvetter im Gummersbacher Gehäuse und Vasilakis nicht am Pfosten gescheitert wären. So wie die Melsunger in dieser Phase zweimal mit dem Pech haderten, stand den Hausherren zweimal das Glück zu Seite: Ein beherzter Wagner und ein von der Siebenmeter erfolgreicher Zrnic sorgten dafür, dass es mit 15:15 in die Kabinen ging. Die beiden letzten Treffer vor der Pause schienen den Oberbergischen zusätzlichen Auftrieb gegeben zu haben. So eröffneten sie mit zwei schnellen Toren durch Schindler und Pfahl zum 17:15 (32.) die zweite Spielhälfte. Schon da machte sich das in diesem Spiel erstmalige Mitwirken ihres angestammten Regisseurs bemerkbar. Melsungens Klitgaard verkürzte zwar zum 17:16, aber der bis dato als cleverer Ballverteiler fungierende Szilagyi zeigte dann auch noch seine Torgefährlichkeit. Er stellte mit zwei Treffern jeweils die Zwei-Tore-Führung wieder her (18:16, 19:17) und sorgte überdies für eine spürbare Beschleunigung des Gummersbacher Angriffsspiels. Schnelle und trotzdem sichere Passfolgen, gespickt mit reichlich Kreuzbewegungen im Rückraum zeigten Wirkung. Die MT-Abwehrspieler hatten gegen diesen Wirbel bisweilen Mühe, die Zuordnungen aufrecht zu erhalten. Dabei machte sich vor allem im Deckungszentrum das Fehlen solcher Defensivspezialisten wie Junillon und Anusic bemerkbar. Zu allem Überfluss lahmte fortan auch noch etwas das Angriffsspiel. Der Ball lief bei weitem nicht mehr so flüssig durch die Reihen wie noch in Durchgang eins. Zu viele Einzelaktionen und einige technische Fehler verhinderten, dass sich ein echtes Druckspiel entwickeln konnte. Derweil nutzten die weiterhin unaufgeregt agierenden Gummersbacher die Melsunger Schwächephase zu relativ einfachen Toren. Pfahl aus dem Rückraum, Wagner von Außen und Gunnarsson vom Kreis brachten den Tabellensechsten mit 22:17 (38.) nach vorn. War das bereits die Vorentscheidung? Die Antwort darauf schienen dann die folgenden zwölf Minuten zu geben, in denen der Fünf-Tore-Vorsprung bestehen blieb (28:23, 50.). Immer dann, wenn die MT mit ein, zwei Toren verkürzt hatte, gab der VfL die entsprechende Antwort. Doch das Zinglersen-Team bäumte sich auf. Der nochmal aufdrehende Sanikis, der inzwischen mit Spielmacher Stojanovic die Positionen getauscht hat, verkürzte zum 28:24. Dann schickte Keeper Kelentric Linksaußen Brovka zum Gegenstoß - 28:25. Szilagyi funkte mit einem ansatzlosen Hüftwurf zum 29:26 dazwischen; kurz darauf erzielte erneut Brovka nach Traumanspiel von Sanikis das 29:26 (53.). Die MT witterte Morgenluft. Als dann aber Pfahl leicht per Sprungwurf zum 30:26 (54.) kam, nahm Ryan Zinglersen eine Auszeit. Melsungen versuchte dann mit einer offensiveren Abwehr (Brovka und zeitweise Tzimourtos als Vorgezogene) die Kreise der VfL-Angreifer zu stören - allerdings ohne den erhofften Effekt. Gummersbach zeigte indes, warum diese Mannschaft derzeit erfolgreich auf “drei Hochzeiten tanzt”. Unter der umsichtigen Regie von Szilagyi wurden dir verbleibenden sechs Minuten in wahrhaft abgezockter Manier “herunter gespielt” und so der nicht unverdiente Sieg eingefahren. Auf der anderen Seite hatte sich die munter aufspielende MT Melsungen als überraschend hartleibiger Gast entpuppt und dem Favoriten einiges abverlangt. Viel mehr, als der sechs Plätze betragende Tabellenabstand im Vorfeld hätte erwarten lassen. Stimmen zum Spiel Ryan Zinglersen (Trainer MT Melsungen): „Ich gratuliere dem VfL Gummersbach zu dem Sieg. Meine Mannschaft hat heute über weite Strecken eine gute Figur gemacht und war in der ersten Halbzeit das bessere Team. Doch dann haben wir zu viele individuelle Fehler gemacht und Gummersbach hat das ausgenutzt und geduldig und professionell gespielt. Die Anfangsphase der zweiten Halbzeit hat mir wehgetan, davon haben wir uns nicht mehr erholt. Meine Mannschaft hat gut gekämpft, doch wir müssen noch mehr im Kollektiv spielen. Wir waren konstanter als zuvor, aber ich sehe noch Potenzial bei meiner Mannschaft.“ Sead Hasanefendic (Trainer VfL Gummersbach): „Meine hohe Meinung über Melsungen hat sich heute bestätigt, sie haben uns den Sieg sehr schwer gemacht. Sie haben starke Individualisten in ihrem Kader, die an einem guten Tag jeden schlagen können. Wir haben mit Großwallstadt am Sonntag ersatzgeschwächt einen starken Gegner geschlagen und haben nun vielleicht gedacht, wieder mit Drago und Viktor locker gewinnen zu können, doch das war eine Falle. Wir haben die zweite Halbzeit dann unser anderes Gesicht gezeigt und waren konzentrierter und zielstrebiger. Ich bin froh, dass wir dieses Spiel gewonnen und unsere Positivserie in der Liga fortgesetzt haben. Quelle: www.toyota-handball-bundesliga.de

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