Müder THW zittert sich zum Sieg

23.05.2011 8:38
Mit einem 24:22 (11:11)-Erfolg am Sonntagnachmittag bei der TSV Hannover-Burgdorf hat der THW Kiel am drittletzten Spieltag den zweiten Platz in der TOYOTA Handball-Bundesliga verteidigt. Gegen den Tabellen-Vierzehnten tat sich der frischgebackene Vereins-Weltmeister in der nicht ganz ausverkauften AWD-Hall aber aufgrund einer lange Zeit schwachen Angriffsleistung sehr schwer und lag nach 37 Minuten sogar mit 11:14 zurück. In dieser Phase übernahm Momir Ilic die Initiative, erzielte vier Treffer gegen Hannovers starken Torhüter Nenad Puljezevic und führte die "Zebras" doch noch auf die Siegerstraße. Beste Torschützen der Partie waren Marcus Ahlm mit sechs und TSV-Spielmacher Morten Olsen mit sieben Treffern. Beide Mannschaften traten mit breiter Brust und breitem Kader an: Während der THW, bei dem lediglich Christian Zeitz aufgrund von Magen-Darm-Problemen nicht vollends bei Kräften war, beim "Lufthansa Final Four" in Hamburg sowie beim "Super Globe" in Doha zuletzt auf den gewohnten Erfolgsweg zurück gekehrt war, hatten die Burgdorfer nach zuletzt 7:1 Heimpunkten bereits in der vergangenen Woche den Klassenerhalt in der TOYOTA Handball-Bundesliga perfekt gemacht und konnten vor der Saison-Rekordkulisse von rund 4.200 Zuschauern in der AWD-Hall frei aufspielen. Durch einen Strafwurf von Lehnhoff gingen die Niedersachsen auch mit 1:0 in Führung, doch alsbald übernahm der THW Kiel die Kontrolle. Besonders die 3:2:1-Abwehr der "Zebras" mit Filip Jicha an der Spitze machte den Hannoveranern das Handballleben schwer, so dass der deutsche Rekordmeister trotz der ersten Paraden Puljezevics gegen Jicha und Andersson durch Klein, Ahlm und einen Gegenstoß Sprengers nach sechs Minuten mit 3:1 in Front lag. Bei den Hannoveranern versuchte sich insbesondere Piotr Przybecki, doch der polnische Rückraumspieler hatte einfach kein Wurfglück. Filip Jicha legte mit zwei starken Einzelaktionen zum 5:3 nach, und nachdem Omeyer einen Gegenstoß und einen Wurf Olsens entschärfte und Klein und Ahlm das Ergebnis in der 15. Minute auf 7:3 schraubten, nahm TSV-Trainer Christopher Nordmeyer seine Auszeit. Eine Zeitstrafe gegen Sprenger nach dessen harten Einsatz gegen Jurdsz brachte die Gastgeber dann zurück in die Partie, in Überzahl trafen Johannsen und Lehnhoff von außen zum 5:7. Dennoch schienen die Kieler, bei denen Ilic und Kubes früh die Jicha-Rolle übernahmen und nun auch Zeitz für Andersson im rechten Rückraum agierte, das Spiel weiter im Griff zu haben: Der Linkshänder traf zum 8:5 selbst und bediente wenig später Marcus Ahlm, der das 9:6 markierte. Doch nun vergaben die "Zebras" noch mehr Chancen: Zeitz warf Puljezevic warm, Sprenger traf nur den Innenpfosten und auch Klein scheiterte. Die Gastgeber verkürzten durch den ersten Rückraumtreffer zum 7:9 durch Jurdsz sowie durch Olsen sogar zum 8:9. Die Kieler, die bei tropischen Temperaturen in der AWD-Hall sichtliche Probleme mit dem offenbar nicht gut aufgepumpten Spielgerät hatten, erlaubten sich weitere Schwächen im Aufbauspiel, Jicha und Andersson brachten ihre Mannschaft dennoch bis zum 11:9 auf Kurs. Jedoch hatte die TSV mittlerweile Lunte gerochen, Hohenberg verkürzte, und nachdem Jicha über das Tor warf, gelang Morten Olsen mit einem tollen Unterarmgeschoss mit dem Pausenpfiff gar noch der Ausgleich. Nach dem Seitenwechsel kehrte endlich wieder spielerische Linie ein bei den "Zebras" - allerdings vergaßen sie dabei das Torewerfen. Christian Sprenger scheiterte am jetzt unüberwindbaren Puljezevic ebenso wie Daniel Narcisse und gleich mehrfach Dominik Klein. So ging Hannover durch den einzigen Treffer Przybeckis und den immer mehr aufdrehenden Morten Olsen mit 13:11 in Führung. Selbst in Überzahl - Rydergard hatte nach Foul an Ahlm seine zweite Zeitstrafe erhalten - und mit neuem Personal (Zeitz, Palmarsson und Lundström) wollte den Kielern kein Treffer gelingen. Kurios die Szene in der 36. Spielminute: Nenad Puljezevic parierte einen harten Wurf von Christian Zeitz, ließ ihn aber nach vorne zu Marcus Ahlm abtropfen, doch auch dieser konnte den im Tor sitzenden Ungarn nicht überwinden. Stattdessen erhöhten die Niedersachsen gegen die insgesamt gut eingestellte 6:0-Deckung der Kieler durch einen weiteren Schlagwurf Olsens gar auf 14:11. Die Zuschauer in der AWD-Hall und auch die Gastgeber wähnten sich langsam auf dem Weg zur Sensation. Nachdem auch Jicha noch zweimal scheiterte, leitete Aron Palmarsson mit einem klasse Anspiel auf Marcus Ahlm nach über acht Minuten endlich den ersten Kieler Treffer in der zweiten Halbzeit ein. Hannover blieb aber cool und antwortete postwendend durch Svavarsson. Eine wichtige Szene hatte dann Christian Zeitz, der im Durchbruch nicht nur auf 13:15 verkürzte, sondern auch eine Zeitstrafe gegen Fauteck dabei herausholte. Nachdem Omeyer gegen Buschmann parierte, traf Ilic per zweiter Welle zum 14:15-Anschlusstreffer. Hannover legte durch Olsen weiter nach zum 16:14, doch Lundström und der nun aufdrehende Ilic schafften nach 42 Minuten den Ausgleich zum 16:16. Noch einmal ging Hannover nach einer Puljezevic-Parade gegen Zeitz durch Fauteck in Führung, doch wieder war Ilic zur Stelle - 17:17. Svavarsson holte auf der Gegenseite einen Siebenmeter heraus, den Lehnhoff aber an den Pfosten drehte. Momir Ilic machte es wenig später besser, mit seinem vierten Treffer binnen sechs Minuten brachte der serbische Nationalspieler den THW erstmals im zweiten Durchgang in Führung. Die Sicherheit kehrte zu den Kielern zurück: Der starke Thierry Omeyer parierte gegen Olsen, und Ilic bediente Ahlm zum 19:17. Als Omeyer dann auch noch einen Gegenstoß Johannsens abwehrte und einen weiten Gegenstoßpass regelgerecht abfing, Andersson das 20:17 markierte und Lundström nach einer Puljezevic-Parade in den Kreis hechtete und den Ball zum 21:17 versenkte, war der THW sieben Minuten vor Schluss plötzlich wieder deutlich vorne. Doch ein Duseltreffer Olsens - sein Wurf prallte vom Innenpfosten gegen den Rücken Omeyers - beendete die neunminütige Torflaute der Gastgeber, die sich nach dem 22:18 Jichas noch einmal zu einem famosen Schlussspurt aufrafften: Olsen und Hallgrimsson verkürzten, und nachdem Andersson bei angezeigtem Zeitspiel an Puljezevic scheiterte und Jurdsz zwei Minuten vor Schluss der 21:22-Anschluss gelang, war zumindest ein Punkt für die wacker kämpfenden Gastgeber wieder in Reichweite. Auch der Treffer Ahlms zum 23:21 65 Sekunden vor der Sirene brachte noch keine Sicherheit, da Momir Ilic wenige Sekunden darauf eine Zeitstrafe bekam. Erst als Thierry Omeyer einen weiteren Wurf Olsens festhielt und Aron Palmarsson sich durch die offensive Deckung der Gastgeber zum 24:21 durchtankte, waren die beiden wichtigen Punkte auf dem Weg zur direkten Champions-League-Qualifikation unter Dach und Fach. Die müden Kieler haben - nach fünf Spielen in acht Tagen - nun zehn Tage Zeit, ihre Akkus für die letzten beiden Ligaspiele wieder aufzuladen. Am Mittwoch, den 1. Juni geht es dann in den Dortmunder Westfalenhallen gegen den frisch gekürten Europapokalsieger VfL Gummersbach. Stimmen zum Spiel: THW-Trainer Alfred Gislason: Es war heute nicht einfach, aber das wusste ich schon vorher. Ich habe das letzte Spiel von Hannover gegen Magdeburg gesehen und wusste, dass wir heute gut spielen müssen. Das wollten wir auch, nur ist uns dies nicht gelungen. Erst nach dem 14:11 haben wir angefangen, gut zu spielen. Aber man darf nicht vergessen, dass das unser fünftes Spiel innerhalb von acht Tagen war, hinzu kommen noch die Reisestrapazen. Daher hatte heute die Frische gefehlt. Deshalb auch ein Riesenkompliment an meine Mannschaft, besonders an Titi, der überragend gehalten hat. Letztendlich haben wir aufgrund der letzten Viertelstunde auch verdient gewonnen. [auf die Frage, ob es schwer war, nach dem Spiel gegen Ciudad Real den Schalter umzulegen:] Nein, denn die Bundesliga ist die stärkste der Welt, und wir haben ja auch letzte Saison hier lange zurückgelegen. Wir haben auch nicht nur gegen Ciudad Real gespielt, sondern auch gegen Al-Sad, was fast die Mannschaft von Valladolid war, und gegen die brasilianische Nationalmannschaft, hinzu kommen noch zwölf Stunden Reisezeit. Das Spiel heute war extrem wichtig für uns, wir haben uns genau so gründlich wie gegen den HSV Hamburg vorbereitet. Deshalb bin ich auch glücklich, dass wir gewonnen haben, noch einmal Kompliment an die Mannschaft. [auf die Frage, ob der Spaß am Spiel fehlte:] Nein, uns hat vielmehr die Frische gefehlt. Filip Jicha hat sich nach acht Minuten selbst ausgewechselt, weil er ziemlich kaputt war. In Katar waren es 40 Grad im Schatten, hier in der Halle war es heute aber deutlich wärmer. TSV-Trainer Christopher Nordmeyer: Es war ein verdienter Sieg des THW gegen uns. Ich bin mit unserem Abwehrspiel sehr zufrieden, denn wir haben nur 24 Tore in 60 Minuten kassiert. Nenad Puljezevic hat in Zusammenarbeit mit der Abwehr viel bewegt. Nach 35 Minuten hatten wir gedacht, ob es vielleicht möglich wäre, den einen oder anderen Punkt zu holen, aber der THW hat viel mehr Wechselmöglichkeiten als wir. Aber die TSV ist auf einem guten Weg, wir werden weiter arbeiten. [zur Schiedsrichterleistung:] Die Schiedsrichter haben nicht das Spiel entschieden. Aber das ist kein Thema für uns. Wir machen unsere Arbeit und sie machen ihre. THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber Sport1: Wir haben eine harte Woche hinter uns, waren beim "Super Globe" in Katar, sind gerade erst nach Hause gekommen und hatten heute natürlich ein schweres Spiel vor uns. Wir haben uns eigentlich ganz gut vorbereiten können, aber die Halle war super, die Zuschauer waren toll und Hannover hat super gekämpft. Es war ein umkämpftes Spiel, das wir am Ende doch gewinnen konnten. [zur Leistung von Nenad Puljezevic:] Er hat auf jeden Fall überragend gehalten heute, aber unser Thierry war auch super. Ich denke, die beiden Torhüter waren vielleicht die besten Spieler auf dem Feld heute. Quelle: http://www.toyota-handball-bundesliga.de

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